»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« Der erste Vers der Bibel – ist er auch wahr? Gott schuf die Tiere, »ein jedes nach seiner Art«. (1. Mose 1,24) Wer versteht die Grundlage des Sabbatgebots wörtlich: »Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage« (2. Mose 20,11) – in sechs Tagen!
Bibel und Erdgeschichte – in kaum einer Frage ist die Diskrepanz zwischen biblischer Überlieferung und wissenschaftlicher Lehrmeinung größer: Nach der Auffassung der meisten Menschen sind wir das Ergebnis einer Jahrmillionen dauernden Evolution, in deren Ablauf die Menschheitsgeschichte im Vergleich zur 4,5 Milliarden Jahre seit der Entstehung der Erde einem Wimpernschlag gleicht. Es scheint erwiesen, dass die Fossilien in den Gesteinen unseres Planeten von einer langen Entwicklungsgeschichte der Lebewesen zeugen.
Viele Christen klammern diese unbequemen wissenschaftlichen Fragestellungen aus ihrem Denken aus. Konsequent ist das nicht. Zweifler und Fragende könnten schnell die eigene Ratlosigkeit offenbaren. Nicht selten wenden sich junge Menschen vom Glauben ab, weil sie keine Antworten bekommen. Kann man an einen Jesus glauben, der für sich in Anspruch nimmt, die »Wahrheit« zu sein, wenn die ersten Kapitel der Bibel aus Irrtümern bestehen?
Im Neuen Testament wird Jesus Christus, dem Erlöser, Adam gegenübergestellt, durch den »die Sünde in die Welt gekommen ist« (Römer 5,12; siehe auch Korinther 15,20–22). So historisch der Mensch Jesus war, so historisch muss auch der Mensch Adam gewesen sein. So bedeutend die Errettung und die Auferstehung für den christlichen Glauben sind (1. Kor. 15,14), so bedeutend ist auch der Sündenfall als historisches Ereignis und Voraussetzung dafür.
Die Schöpfungsgeschichte schließt mit diesen Versen: »Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.« (1. Mose 1,31) Nach dem Sündenfall kam Bosheit in die Welt, in der Folge verhängte Gott durch die Sintflut ein schreckliches Gericht, weil »der Menschen Bosheit groß war auf Erden« (1. Mose 6,5). Er ließ »alles Fleisch« (1. Mose 7,21) untergehen und rettete nur die Insassen der Arche. Diese Ereignisse haben heilsgeschichtliche Bedeutung und bilden wichtige Grundlagen für den christlichen Glauben an eine Erlösung vom ewigen Tod und der Sünde des Menschen.
»Hat Gott diese Erde nicht wunderbar gestaltet?« fragen sich manche ehrfürchtig beim Anblick der Berge. Die Antwort muss hier »Nein« lauten! – als Gott die Welt geschaffen hat, wird sie ganz anders ausgesehen haben. Gestalt und Substanz der Gebirge sind das Ergebnis unbeschreiblicher Katastrophen! Erst nach der Schöpfung und nach dem Sündenfall ist die Erde so geworden, wie sie sich uns heute darstellt. Aus einem einfachen Grund: Alle Gesteinsschichten, die auf ein Alter von bis zu etwa 550 Millionen Jahre datiert werden, enthalten Fossilien von Tieren – von toten Tieren. Zwei Bibelstellen machen klar, dass der Tod erst mit dem Sündenfall in die Welt kommen konnte:
»Denn der Sünde Sold ist der Tod« heißt es in einem sehr bekannten Vers aus dem Römerbrief (Kapitel 6,23). Der Tod ist das Ergebnis des Sündenfalls! Er war nicht vorher da, denn Gottes Schöpfung war sehr gut. Und das in die Welt gekommene Sterben betrifft seither nicht nur die Menschheit, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt: »Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit […] Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.« (Römer 8, 20a+22)
Die Gipfel der Alpen enthalten Fossilien von Meerestieren. Diese Tiere wurden einst – wann auch immer! – auf dem Meeresboden abgelagert. Erst viel später haben sich diese Berge hunderte Meter hoch aufgetürmt. Fossilhaltige Felsen auf den Gipfeln der Gebirge können jedenfalls aus biblischer Perspektive erst nach dem Sündenfall entstanden sein! Wenn die hohen Gebirgsketten einst viel niedriger waren, müsste auch ein anderer Vers nicht mehr als uralte Sage oder bloßes Märchen mit im besten Fall symbolischer Botschaft abgetan werden: »Und die Wasser nahmen überhand und wuchsen so sehr auf Erden, dass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden« (1. Mose 7,19). Vielleicht wurde der Berg, auf dem die Arche gelandet ist, erst während der Sintflut emporgehoben.
Wir lesen in 1. Mose 7,19+23, dass die Sintflut globale und katastrophale Auswirkungen gehabt hat. Damit müsste sie auch einen – wahrscheinlich erheblichen – Teil der geologischen Ereignisse der Vergangenheit direkt oder indirekt verursacht haben. Vermutlich ist dadurch die vorsintflutliche Welt weitgehend ausgelöscht worden. Kilometerdicke Sedimentschichten können erst nach der Schöpfung entstanden sein und daher gilt es einerseits, geologische Hinweise für eine kurze Erdgeschichte aufzuspüren, und andererseits, eine mit der biblischen Chronologie kompatible Alternative zu den vielen Jahrmillionen zu begründen: Eine äußerst schwierige Aufgabe, mit der man sich zum Außenseiter macht und in den Medien, Schulbüchern und naturkundlichen Museen dieser Welt keine Übereinstimmung mit der eigenen Anschauung erlebt.
Aber doch lohnt sich die Mühe, denn man entdeckt einen ganz neuen Zugang zur Bibel und ein noch größeres Staunen vor einem unendlich kreativen Schöpfer. Und man bemerkt, dass das wissenschaftliche Fundament, auf dem die evolutionistische Weltanschauung scheinbar komfortabel ruht, nicht so tragfähig ist, wie gemeinhin behauptet wird.
Um die Diskussion um den Zusammenhang zwischen biblischer Urgeschichte und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu verstehen, ist ein Grundverständnis geologischer Zusammenhänge notwendig. Die Geologie geht von der (logischen) Annahme aus, dass Gesteinsschichten, die tiefer liegen, älter sind. Die detaillierte Aufgliederung der Schichten war zu Darwins Zeiten übrigens schon längst vollzogen und hat daher mit der Evolutionstheorie eigentlich überhaupt nichts zu tun.
Die Erdgeschichte wird – abgeleitet von weltweit korrelierbaren Gesteinsschichten – in vier Hauptabschnitte eingeteilt, die Altersangaben entsprechen der konventionellen radiometrischen Datierung, die für den Moment einmal so stehen gelassen werden sollen.
Die älteste Zeitperiode ab der Entstehung der Erde wird als Präkambrium bezeichnet. Präkambrische Gesteine enthalten – bis auf insgesamt relativ wenige Ausnahmen – keine Fossilien. Das Erdaltertum (Paläozoikum), beginnt mit der »kambrischen Explosion« vor allgemein angenommenen 542 Millionen Jahren. Es endet an der Perm-Trias-Grenze, an der die Tierwelt einschneidende Umwälzungen erfahren hat. Das Erdmittelalter (Mesozoikum) besteht aus der Trias (in Deutschland durch die bekannten Gesteinsformationen Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper gegliedert), Jura und Kreide – dies ist die Epoche, in der die Dinosaurier die Erde beherrscht haben. Der Beginn wird momentan auf 251 Millionen Jahre vor heute festgelegt, das Ende auf 65 Millionen Jahre. Die Erdneuzeit (Känozoikum) schließlich beginnt an der Kreide-Tertiär-Grenze mit dem Aussterben der Saurier und der Ausbreitung der Säugetiere im Tertiär, wechselt am Übergang zur Eiszeit mit dem Auftreten der Menschen zum Quartär und geht bis heute.
Anhand von gesteinskundlichen Merkmalen ist eine Identifizierung verschiedener Schichtfolgen über gewisse geografische Entfernungen hinweg möglich. Diese Art der Schichtenkunde wird als »Lithostratigraphie« bezeichnet. Schon früh hat man beobachtet, dass in unterschiedlichen Gesteinsschichten verschiedene Fossilien auftauchen. Besonders im Jura und Muschelkalk konnte man schon im 19. Jahrhundert durch die Variation der Ammoniten-Formen feinste Zonen ausweisen. In der Tat scheint diese Fossilienabfolge auf eine Entwicklungsgeschichte der Lebewesen hinzuweisen. Manfred Stephan erklärt in seinem Buch »Sintflut und Geologie« hingegen, dass auch ökologische Gründe eine Erklärung sein könnten und berücksichtigt dabei eine »mikroevolutive« Veränderung (innerhalb geschaffener Arten). Durch diese »Biostratigraphie« anhand von sogenannten Leitfossilien ist es den Geologen möglich, Gesteine auch über weitere Entfernungen hinweg als zu einer Epoche gehörend zu klassifizieren. Zuletzt werden durch radiometrische Messungen sogenannte absolute Datierungen vorgenommen. So können durch das ausgefeilte und komplexe Zusammenspiel der absoluten und relativen Zeitbestimmungen die Gesteinsformationen klassifiziert werden.
Auch aus Sicht der Schöpfungsforschung sind die radiometrischen Messungen verwertbar, allerdings nur für eine relative Datierung der Gesteine. Die hohen Altersangaben der herkömmlichen Chronologie beruhen nämlich auf der Annahme, dass radioaktive Zerfallszeiten immer gleich waren und das ursprüngliche Verhältnis der Protonen und Neutronen in den jeweiligen Elementen bzw. Isotopen bekannt ist.
Der Vulkanausbruch des Mount St. Helens am 18. Mai 1980 in den USA und weitere anschließende Beobachtungen in den letzten Jahrzehnten veränderten unser Verständnis der Abläufe in der Natur. Das Einbeziehen großer Katastrophen hat sich in den letzten Jahren wieder im Denken der Wissenschaftler etabliert. Bis dahin galt für lange Zeit der sogenannte »Aktualismus«, der von einer Gleichförmigkeit der geologischen Prozesse ohne globale Katastrophen ausgeht sowie von einer langsamen Summierung kleiner Ereignisse. Durch die Beobachtungen der Vorgänge am Mt. St. Helens, die sich innerhalb von Stunden und Tagen ereignet haben, konnten Bezüge zu bekannten geologischen Sachverhalten geschlossen werden für die Geologen bis dahin Tausende oder gar Millionen von Jahren veranschlagten. Dieser Vulkanausbruch im Bundesstaat Washington geschah mitten in der Zivilisation und ist einer der am besten dokumentierte Naturkatastrophe in der Menschheitsgeschichte. Meterdicke Ascheschichten hatten sich in wenigen Stunden abgelagert, in sehr kurzer Zeit hat sich die ganze Landschaft in großem Umkreis sehr stark verändert. Der Mount St. Helens ist eine Art geologisches Minilabor.
Sehr aufschlussreich: Umgestürzte Bäume hatten sich in großer Menge auf der Wasseroberfläche gesammelt und sanken mit der Zeit auf den Seegrund. Dort wurden einige aufrecht stehenden Baumreste vom Sediment umschlossen.
Bisher hatte man solche fossil bekannten Überreste in der Geologie als aufeinanderfolgende Baumbestände interpretiert. Doch anstatt Jahrtausende hatte die Ablagerung offensichtlich nur Jahre gedauert. Darüber hinaus konnten Biologen während der letzten 30 Jahre beobachten, wie schnell die Gegend am Mt. St. Helens von der Tier- und Pflanzenwelt wiederbesiedelt wurde.
Die Katastrophe am Mt. St.-Helens-Vulkan ist aus geologischer Sicht recht gut mit der Situation in der Vulkaneifel rund um den Laacher See vergleichbar. Die geologischen Überreste werden radiometrisch auf etwa 10.000 v.Chr. datiert. Auch hier sind viele Meter dicke Schichten in sehr kurzer Zeit entstanden.
Dies sind zwei Beispiele, dass keine Jahrmillionenprozesse nötig sind, um mächtige Gesteinsschichten hervorzubringen.
Wer mit offenen Augen und geschärften Sinnen durch die Museen geht, erkennt manche Ungereimtheiten: »Nimmt man eine durchschnittliche Sedimentationsrate von drei Millimetern pro Jahrtausend an, so wären die ca. 6 Meter mächtigen Posidonienschiefer in 2 Millionen Jahren entstanden.« So steht es an den Infotafeln im Urwelt-Museum von Holzmaden. Wenige Zeilen darunter heißt es: »Floß ein Trübestrom zur Beckenmitte, entstanden in nur wenigen Stunden Zentimeter dicke Schichten.«
Die verhältnismäßige Gleichmäßigkeit der Schichten des Schwarzen Jura lässt unwillkürlich daran zweifeln, dass die Geschwindigkeit der Ablagerung zwischen mehreren Zentimetern in wenigen Stunden und wenigen Millimetern pro Jahrtausend schwankt. Vor allem aber legen die gut erhaltenen Fossilien eine sehr rasche Ablagerung nahe.
Im Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen gibt es einige besondere Funde aus dem Plattenkalk des Weißen Jura: Libellen mit zarten Flügeln und Quallen mit ihren weichen, aber trotzdem gut erhaltenen Körpern. Wie schnell müssen diese fossilisiert worden sein, um nicht zu zerfallen! In den Texttafeln ist ganz beiläufig davon die Rede, dass bei der Entstehung der Schichten Ebbe und Flut eine Rolle gespielt haben müssen. Wenn man nachrechnet, ist diese Aussage sensationell: Die Schichten im Jura-Plattenkalk sind teilweise sehr fein, vielleicht zwei Millimeter dick. Bei der Bildung von zwei Schichten pro Tag während der Gezeiten, wären das im Laufe eines Jahres 730 Schichten! 1460 Millimeter. Die Entstehung von 50 Meter mächtigem Gestein würde dann nur knapp 35 Jahre benötigt haben! Das ist nur eine grobe Schätzung, doch für die Bildung der Juraschichten in Solnhofen werden mehrere Millionen Jahre angegeben!
Zum Buntsandstein (Untere Trias) in Südwestdeutschland heißt es: »Zunächst wechselten Halbwüsten und Flusslandschaften einander ab, doch kam das Becken wohl zunehmend unter den Einfluss des Megamonsuns, der im Sommer reichlich Regen in die Höhen des Zentralmassivs schickte und damit die Flüsse gen Nordosten anschwellen ließ. Es bildete sich ein stärker saisonal geprägtes Klima heraus. Die Flüsse wurden größer, und die von ihnen abgelagerten Geröllhorizonte wuchsen an.« Wenn sich über 2 Millionen Jahre lang jedes Jahr ein Geröllhorizont gebildet hätte, dürften sich im Durchschnitt jedes Jahr nur Bruchteile eines Millimeters an Sediment gebildet haben. Doch der Paläontologe Rainer Schoch schreibt: »Im Mittleren Buntsandstein erreichen sie mehrere Meter Mächtigkeit und führen regelmäßig Knochen verschiedener urtümlicher Panzerlurche und Reptilien.« (Saurier S. 36) – Wo verstecken sich die Jahrmillionen?
Im deutschsprachigen Raum hat Manfred Stephan im Spannungsfeld zwischen Bibel und Geologie intensiv gearbeitet. Die Herausforderung ist ihm bewusst: »Schöpfungsforschung steht vor der gewaltigen Aufgabe, die Fossilüberlieferung zumindest ab dem Kambrium in den zeitlichen Rahmen der Menschheitsgeschichte zu stellen und in diesem Rahmen zu deuten (etwa ab dem Kambrium beginnt die Überlieferung vielzelliger Tierfossilien).« (Sintflut und Geologie, S. 27f) Trotzdem hält er an den biblischen Aussagen fest, denn mit einer kurzen Erdgeschichte »können viele Geländedaten besser erklärt werden, während die gleichen Prozesse im Horizont der geologischen Tiefenzeit [also im Laufe vieler Millionen Jahre] fast unendlich langsam abgelaufen wären.« (Sintflut und Geologie, S. 215)
Vor einigen Jahren hat Stephan beispielsweise in einer Artikelserie die Bildungsdauer des Nusplinger Plattenkalks diskutiert: Vor dem Zerfall der Weichteile von Ammoniten wurden diese schon durch weitere Kalkschichten bedeckt und sind fossil erhalten geblieben. Daraus ergeben sich schnelle Sedimentationsraten, die für die Ablagerung des gesamten Nusplinger Plattenkalks »in einigen Jahrzehnten« (S. 267) sprechen würden. Die Wissenschaftler nehmen stattdessen aber »schwer begründbare Größenordnungen von einigen zehntausend Jahren an«. Auch hier wirken geologische Ereignisse im erdgeschichtlichen Denken künstlich aufgebläht.
Mit seinem neuen Buch »20 Millionen Jahre geologischer Dauerstillstand?« liefert Manfred Stephan weitere wirkungsvolle Beweisstücke gegen die Langzeitvorstellungen der Erdgeschichte und offenbart den hoffnungslosen Widerspruch zwischen evolutionistischer Annahme und tatsächlich in Stein gepresstem Zeugnis.
Sein am ausführlichsten behandeltes Beispiel sei kurz erläutert: Mitten in Deutschland gibt es eine Gesteinsformation, die die herkömmliche Erklärung der wissenschaftlichen Erdgeschichte in erhebliche Erklärungsnot bringt. Wie ist aus geologischer Sicht die sogenannte »Schmiedefeld-Formation« (Ordovizium) entstanden? Schon länger hat Manfred Stephan auf die Ausweglosigkeit der Erklärung im Rahmen des konventionellen Modells der Erdgeschichte hingewiesen. In seiner 2012 veröffentlichten Arbeit widmet er sich in aller Ausführlichkeit dieser Gesteinsformation und hat mit seinem Buch »20 Millionen Jahre Geologischer Dauerstillstand«, das im Verlag SCM Hänssler erschienen ist, eine wissenschaftliche Arbeit auf hohem Niveau abgeliefert, das in der Fachwelt für Furore sorgen könnte – wenn es denn beachtet wird!
Die Schmiedefeld-Formation wird ins Ordovizium gestellt, ein geologisches System des Erdaltertums. Beginn und Ende der Formation konnten durch Leitfossilien eindeutig identifiziert werden und die Zeiten der jeweiligen Schichten wurden radiometrisch bestimmt. Die Schmiedefeld-Formation soll demnach im Laufe von 20 Millionen Jahre entstanden sein, im Zeitraum zwischen etwa 470 und 450 Millionen Jahre vor heute.
Allerdings ist die gesamte Formation nur maximal 40 Meter mächtig, an manchen Stellen sogar nur 50 Zentimeter. Für eine kontinuierliche Sedimentation über den angegebenen langen Zeitraum ist dies sehr wenig, zumal die Befunde der Sedimente auf eine schnelle Ablagerung schließen lassen. Zugleich gibt es keine Anzeichen von langzeitlichen Schichtlücken, in denen einige Jahrmillionen Jahre verborgen liegen könnten.
Aus diesem Grund kann Stephan im Titel seines Buches von einem »geologischen Dauerstillstand« sprechen, denn alle Befunde an der Formation sprechen für eine Entstehungsdauer der gesamten Schmiedefeld-Formation in der Größenordnung von einigen Jahrhunderten. Zu den radiometrisch ermittelten mehr als 20 Millionen Jahren ist dies eine Diskrepanz um den Faktor 100.000!
Manfred Stephan untersucht sehr präzise und ausführlich alle wissenschaftliche Aspekte seiner Fragestellung: Er stellt fest, dass die Vergleichbarkeit der Sedimente für eine rasche Ablagerung spricht und dass es in der untersuchten Epoche keine Abtragung auf dem damaligen nahen Festland gibt, die für die nötigen Sedimente gesorgt haben müsste. Auch tektonische Ereignisse sind im betreffenden Zeitraum im Ordovizium nicht nachzuweisen. Viel schlüssiger ist daher eine kurzzeitige Entstehung der Schmiedefeld-Formation, durch die sämtliche Widersprüche vermieden werden können. Diese Erkenntnis ist auch »eine ernsthafte Anfrage an die Isotopen-Datierung« im Allgemeinen, denen in der geologischen Arbeit eine große Bedeutung zugeschrieben wird.
Nicht nur der Schmiedefeld-Formation fehlen die geforderten Anzeichen für Jahrmillionenprozesse. Manfred Stephan stellt weitere Schichtabfolgen in Thüringen, Hessen und in Russland auf die Probe. Überall die gleiche Erkenntnis: Die Geologie bietet an diesen Orten keinen Nachweis für langzeitliche Ereignisse. Im Buch fordert Stephan gewissermaßen dazu auf, angesichts dieses »Ozeans der Anomalien« (S. 229) die Theorie der langen Zeiträume zu überdenken.
Die Bausteine, die Manfred Stephan und die Studiengemeinschaft Wort und Wissen inzwischen in der Geologie zusammengetragen hat, rütteln an mehreren Säulen des evolutionistischen Erdgeschichtsmodells. Egal welche Epoche der Geologie: Vieles deutet auf kurzzeitige Ereignisse hin und auch Beobachtungen heutiger Katastrophen bestätigen dies: Beispiele sind der schon erwähnte Vulkan Mount St. Helens oder der Canyon Lake Gorge in Texas, wo im Jahr 2002 innerhalb von nur drei Tagen eine sieben Meter tiefe Schlucht in den Fels gegraben wurde.
Waren in der Vergangenheit wirklich Jahrmillionenprozesse für die Bildung der Oberfläche unserer Erde notwendig? Offensichtlich nicht. Vielleicht haben einige Jahrtausende genügt, die uns die Bibel zur Verfügung stellt, um die Erde so zu gestalten, wie wir sie heute kennen.
Der Wort-und-Wissen-Vorsitzende Henrik Ullrich jedenfalls bezeichnet die Bücher »20 Millionen Jahre geologischer Dauerstillstand?« und das 2011 erschienene »Vergessene Archäologie« von Michael Brandt (über menschliche Werkzeugfunde, die um ein vielfaches älter erscheinen, als der Mensch laut Evolution sein kann) als »Meilensteine in der Arbeit der Studiengemeinschaft«. Beide Bücher sind fachlich auf einem sehr hohen Niveau und für die Wissenschaftswelt unbequeme Stolpersteine. Wort und Wissen sieht sie als Grundlagen für die Schöpfungsforschung, die sich auch vor der Kritik von Experten nicht zu scheuen brauchen. Auf der anderen Seite sei es nun verstärkt notwendig, diese teilweise für den Laien nicht leicht zu verstehenden Grundlagen für die Gemeindearbeit nutzbar zu machen. Mit der »defacto«-Filmreihe, von der die erste DVD Mitte 2012 erschienen ist, und geplanten populärwissenschaftlichen Begleitbänden soll dieses Ziel verfolgt werden.
Manfred Stephans Arbeiten sind wertvolle Ausgangspunkte in der Schöpfungsforschung, von wo aus andere weiterforschen können. Für die etablierte Wissenschaft bieten die 20 Millionen Jahre Stillstand viel schwer verdaulichen Stoff. Doch bei allem Optimismus ist die erfolgreiche Kritik an der evolutionär gedeuteten Erdgeschichte nur die Grundlage für eine noch größere Herausforderung: Die Etablierung eines auf der Bibel gegründeten Modells der Urgeschichte, die auch die Sintflut mit der geologischen Zeittafel in Einklang bringen kann. Obwohl Manfred Stephan in der geologischen Sintflutforschung Maßstäbe gesetzt hat, konnte eine schlüssige Lösung auch in seinem Buch »Sintflut und Geologie« noch nicht gefunden werden. Die meisten angelsächsischen Schöpfungsforscher glauben, dass alle Schichten zwischen Kambrium und Kreide bzw. Tertiär im Jahr der Sintflut abgelagert wurden. Dies ist jedoch nach vielen europäischen Schöpfungsforschern auszuschließen: Zu viele Anzeichen für Trockenzeiten und für länger währende Prozesse gibt es. Die Gesteine wurden wohl nicht durch Jahrmillionenprozesse abgelagert – aber eben aus geologischer Sicht sicherlich auch nicht in einem einzigen Sintflutjahr.
Timo Roller
(erschienen im Magazin Factum 2/2013)