Der erste Noah-Trailer ist faszinierend, vielversprechend, episch – vielleicht verstörend. Und er lässt noch viele Fragen offen. Wie genau orientiert sich der Hollywood-Blockbuster an der Bibel? Welche Rolle spielt Gott? Es werden wohl noch einige Weichen gestellt werden müssen, wenn man die Diskussion betrachtet, die nach den ersten Probevorführungen zwischen dem Filmstudio und Regisseur Darren Aronofsky entstanden sind. Da gab es viel Kritik von gläubigen Zuschauern.
Die deutsche Fassung des Noah-Trailers.
Zumindest die Handlung der ersten Hälfte des Filmes ist schon lange bekannt: Band 1 und 2 von Aronofskys Noah-Comic scheinen eine ziemlich genaue Vorlage für den Film zu sein. Die Szenen des Trailers stimmen zum Teil bildgenau damit überein. Das Aussehen der Arche, das Eintreffen der Tiere, Wassersäulen, einzelne Dialoge – all das findet sich bereits in den Büchern. Vieles fehlt noch – und hier zeigt sich die Fantasie des Regisseurs: Sechsarmige Riesen, die als gefallene Engel auf die Erde kamen und im Streit mit den Menschen leben. So interpretiert Aronofsky die »Nephilim« aus Genesis 6,1–4. Oder die Liebesgeschichten zwischen Noahs Söhnen und ihren Frauen. Die Begegnung mit Metuschelach, der im Film von Oscar-Preisträger Anthony Hopkins gespielt wird. Dies alles sind Handlungsstränge, die die Geschichte dramatisch und spannend machen. Aber nichts davon steht genau so in der Bibel.
Die Comics zeigen auch: Noah scheint nicht so sehr die Sünde der Menschen gegenüber dem Schöpfer im Blick zu haben, sondern das Versündigen der Menschen gegenüber der Schöpfung – ganz aus der ökologischen Perspektive des 21. Jahrhunderts. Grausam werden Tiere gejagt und abgeschlachtet, die Menschen sind – außer Noah und seine Familie – grob und brutal. Schon im Vorfeld wurde der Film-Noah als »Umweltaktivist« bezeichnet.
Der zweite Comic – und damit der bisher bekannte Handlungsverlauf – endet damit, wie die sechsarmigen Riesen die Arche gegen Eindringlinge verteidigen, die sie mit Gewalt in Besitz nehmen wollen, als der Regen einsetzt. Der Trailer lässt vermuten, dass viele Szenen sehr drastisch dargestellt werden. Viele Christen dürften mit Handlung und Inszenierung ihre Probleme haben. Für das säkulare Kinopublikum könnte die eindrucksvolle Umsetzung dieser für viele vielleicht noch aus ihrer Kindheit bekannte Geschichte aber ein guter Grund sein, sich den Film anzusehen. Zumal Stars wie Russell Crowe, Emma Watson, Anthony Hopkins, Jennifer Connelly, Ray Winstone und Logan Lerman eine hohe Aufmerksamkeit garantieren.
Aronofkys Film verspricht, einen ernsthaften künstlerischen Blick von außen auf eine biblische Geschichte zu werfen, von der heutzutage selbst die wenigsten Christen glauben, dass sie sich wirklich so ereignet hat, wie sie im ersten Mosebuch geschildert ist. Auch wenn bibeltreue Christen diese Verfilmung verwünschen mögen: »Noah« kann mit Sicherheit ein bedeutender Anlass sein, über die historische Glaubwürdigkeit der Bibel zu diskutieren. Mit Nicht-Gläubigen genauso wie unter Gläubigen.