Die Arche ist auf dem Berg Ararat gelandet. Das denken viele Christen (sofern sie überhaupt daran glauben, dass diese Geschichte wahr ist), denn so steht es offensichtlich in der Bibel. Wirklich?
Nehmen wir an, es wäre so. Die Arche sei tatsächlich auf einer Höhe von mindestens 4000 Metern gelandet, wo sich die Stellen befinden, an denen angeblich Überreste der Arche aufgefunden wurden. Der Ararat ist ein hochalpiner Berg, um dort hinzugelangen, müssen die Forscher heutzutage große Strapazen auf sich nehmen.
Nehmen wir an, die Arche wäre tatsächlich so weit oben gelandet: Menschen und Tiere hätten sie verlassen müssen, um in die Ebene zu gelangen. Kein Problem für Steinböcke und Bergziegen – vielleicht auch nicht für Noah und seine Familie. Aber was ist mit den Elefanten? Wie konnten sie den Berg verlassen?
Schon 2010 habe ich darüber mit Bill Crouse diskutiert und in seinem Beitrag mit dem Titel »Fünf Gründe, warum die Arche nicht auf dem Berg Ararat gelandet ist; fünf Gründe, warum sie auf dem Berg Cudi gelandet ist« während des Symposiums an der Universität Sirnak im Herbst 2013 hat er erwähnt: »Schließlich ist der fünfte und oft übersehene Grund, dass der Cudi Dagh für das Entladen der Arche sehr viel zugänglicher ist. Die Befürworter der Ararat-Theorie haben noch keine vernünftige Erklärung gegeben, wie Tiere und Menschen die Arche von dieser großen Höhe verlassen konnten.« [1]
In meinem Arche-Buch habe ich auf die Steilheit der beiden Berge hingewiesen: »Geht man von einem tatsächlichen Ereignis aus, stellt sich die Frage, wie die Tiere von der Arche entladen werden konnten. Der Berg Cudi bietet hier einen deutlich weniger steilen Weg hinunter in die Ebene, als dies vom hochalpinen Berg Ararat hinab der Fall wäre.« [2]
Ich habe die Wege zum Gipfel bzw. vom Gipfel herunter einmal überprüft. Aus einem Höhenprofil der Südroute, das ich der Internetseite BergNews.com entnommen habe [3], ergibt sich ein durchschnittliches Gefälle vom Gipfel bis zur Basisstation Eli von 21,5 Prozent. Am Diagramm abzulesen sind längere Passagen mit Steigungen von sicherlich 40 Prozent. Das würde wahrscheinlich die Geländegängigkeit von Elefanten stark strapazieren.
Dagegen beträgt das durchschnittliche Gefälle vom Cudi-Gipfel bis hinunter in die Ebene nur 8,8 Prozent, maximale Steilheiten erreichen nur über ganz kurzen Passagen maximal 28 Prozent [4].
Daraus lässt sich schließen, dass der Abstieg vom Arche-Landeplatz auf dem Berg Cudi sehr viel realistischer erscheint, als über die alpinen Steilhänge des Ararat hinunter.
Timo Roller
[1] Bill Crouse: »Fünf Gründe, warum die Arche nicht auf dem Berg Ararat gelandet ist; fünf Gründe, warum sie auf dem Berg Cudi gelandet ist«, Seite 26, englisch, PDF
[2] Timo Roller: »Das Rätsel der Arche Noah«, S. 176
[3] http://www.bergnews.com/touren/expeditionen/ararat/ararat-karte.php
[4] Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass das Höhenprofil bei Google Earth nicht ganz präzise ist. Allzu steile Abhänge werden interpoliert. Aber die vermessene Strecke macht anhand des abgebildeten Geländes nicht den Eindruck, dass dort unterwegs Steilhänge vorzufinden sind. Einheimische Pilger, die in den letzten Monaten auf dem Gipfel waren, haben oft wenig geländetaugliche Schuhe an. Es ist deswegen davon auszugehen, dass der Abstieg vom Berg Cudi nach Norden eher ein Spaziergang als eine alpine Wanderung ist. Der Abstieg in die Silopi-Ebene nach Süden ist allerdings deutlich steiler.