Nachruf für Fritz Schanz

von Timo Roller

1.12.2020

Am 21. November 2020 ist Fritz Schanz aus Wildberg im Alter von 79 Jahren verstorben.

Eigentlich nahm ich ihn schon während meiner Realschul-Zeit wahr, er arbeitete als Hausmeister am Bildungszentrum in Wildberg. Doch erst später, 1997, lernte ich ihn bei einer Gemeindeveranstaltung näher kennen.

Es ging um Israel – und jener Abend war eine Schlüsselsituation in meinem Leben: Durch Fritz erkannte ich damals, welche Bedeutung Israel als Land und Volk für uns Christen hat. Wir kamen ins Gespräch und er schenkte mir kurz darauf ein Buch mit dem Titel »Was jeder vom Judentum wissen muss«.

Und dann ermöglichte er mir im Rahmen einer Info-Reise für potentielle Gruppenleiter im Frühjahr 1998 meinen ersten Trip nach Israel! Die Eindrücke, die ich dort gewann, prägten mein weiteres Leben nachhaltig. Fotos von dieser Reise verwendete ich in einigen Projekten, die für meinen beruflichen Werdegang wichtig werden sollten: für einen Film über die ehemalige Synagoge in Baisingen – und für ein Medienprojekt während des Studiums mit dem Titel »Einzigartiges Israel«. Ohne diese Projekte würde es sicherlich heute die MORIJA gGmbH nicht geben.

Fritz Schanz auf meiner ersten Israelreise 1998.

Fritz lernte ich als humorvollen (siehe Foto!) und doch tiefgründigen Freund kennen und schätzen, der einem Israel auf unvergleichliche Weise nahebringen konnte: Land und Leute hautnah, aber auch die facettenreichen politischen und geistlichen Dimensionen.

Gleich 1998 haben meine Frau und ich auch unsere Hochzeitsreise dort verbracht, gebucht und organisiert über Fritz und Lydia Schanz. Ein eindrückliches Abenteuer. In der Zwischenzeit war ich oft und für verschiedene weitere Projekte in Israel.

Mein Interesse für die biblische Archäologie, die digitale Unterrichtsplattform »Papierblatt«, meine heutige berufliche Tätigkeit – ja, meine Berufung – ohne diese ersten Reisen nach Israel würde es das alles in dieser Form nicht geben. Und auch meine Mitarbeit bei der jährlichen Lichtmesskonferenz in Nagold sowie im Rat der Zellerstiftung habe ich unter anderem Fritz Schanz zu verdanken.

Fritz Schanz war Reiseunternehmer, Visionär, authentischer Christ – mit einem Herz für Israel und die Mission. Und für mich auch als Mensch ein großes Vorbild!

Ich werde ihn vermissen, Schalom und Namaste!

Fritz Schanz (links) als Reiseleiter in Israel 1998.

Einen Einblick in das Leben und die Berufung des Verstorbenen gibt folgender Text, den ich 2008 in der ersten Buchauflage von »Einzigartiges Israel«, erschienen im Hänssler-Verlag, abdrucken durfte:

Was macht Israel so einzigartig?

Von Fritz und Lydia Schanz, Reisebüro »Tour mit Schanz«, Wildberg

»Einzigartig haben wir Israel erlebt, als wir im Jahre 1976 zum ersten Mal dieses Land besuchten. Nur 30 Jahre nach dem Ende des Holocaust – dem Versuch der Vernichtung des jüdischen Volkes durch unser Volk – fanden die ersten Begegnungen statt zwischen dem religiösen Sportverband ELIZUR (›Mein Gott ist ein Fels‹) und dem CVJM-Eichenkreuz in Württemberg. Und wir waren mit dabei.

Während des Krieges geboren und nach Kriegsende zur Schule gegangen, waren die Geschehnisse während des Dritten Reiches in den Schulen für uns noch ein Tabu. Erst in Israel wurden wir damit konfrontiert. Wir trafen auf Familien, die uns auf dieses Thema angesprochen haben, uns aber gleichzeitig sagten, dass uns keine Schuld treffe, weil wir ja noch Kinder gewesen seien. Allerdings wollten sie wissen: ›Was wird in Deutschland getan, damit so eine Katastrophe nicht mehr geschieht?‹ Das hat uns motiviert, uns mit unserer deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Außerdem bekamen wir einen ganz neuen Zugang zur Bibel.

Einzigartig haben wir die Gastfreundschaft in den religiösen Familien erlebt. Sie haben uns gleich großes Vertrauen entgegengebracht, indem sie uns die streng koschere Küche anvertrauten, uns hervorragend versorgten, uns mit in ihre Synagogen nahmen, an Gesprächen über die Bibel teilnehmen ließen und uns vollen Familienanschluss gewährten. Wir haben erlebt, dass ein Freund sein Auto an unsere Gruppe verlieh, während er selbst an der Haltestelle auf den nächsten Bus wartete.

Einzigartig haben wir dann bei vielen Besuchen und Studienreisen die Entwicklung des Landes erlebt: Straßen wurden gebaut, Städte und Dörfer vergrößert und verschönert, Hunderttausende von jüdischen Einwanderern wurden integriert. Das Land wurde bewässert und heute blüht und grünt die Wüste zu großen Teilen. Ganz Israel ist ein offenes und gastfreundliches Land – so erleben es alle Teilnehmer unserer Studienreisen.

Einzigartig haben wir Israel im Ausnahmezustand erlebt: Im Golfkrieg im Februar 1991 waren wir mit einer Solidaritätsgruppe dort, um dem Gebot Jesu sinngemäß zu folgen: ›Ihr habt mich besucht, als ich in Bedrängnis war.‹ Israel war in großer Bedrängnis, als Saddam Hussein täglich Raketen ins Land schoss, die große Zerstörung anrichteten. Zudem drohte der Irak mit Senfgas. Es gab damals keine Touristen mehr im Land – nur Journalisten, die morgens kamen und abends das Land verließen. Wir wurden von mehreren Politikern empfangen und Israelis jubelten uns zu: ›Eine deutsche Gruppe, das ist in diesen Zeiten wie eine Fata Morgana!‹ Trotz seiner gut ausgerüsteten Armee hat Israel damals stillgehalten und nicht zurückgeschlagen. Alle sind tapfer mit Gasmaske und Spritze gegen Senfgas im Umhängekarton ihren täglichen Pflichten nachgegangen. Auch wir waren damit ausgestattet.

Einzigartig erleben wir bis heute, wie Gott hinter seinem Volk steht.«

 

 

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