Avaris – Die Heimat der Hebräer

Ägypten – Im Reich der Pharaonen

Ägypten fasziniert. Pyramiden, Hieroglyphen, Mumien. Kairo, Gizeh, Theben. Ramses, Tutanchamun, Kleopatra.

Das sind alles weltbekannte Begriffe, deren Zauber Kinder und Erwachsene, Laien und Wissenschaftler begeistert. In unserer verweltlichten westlichen Gesellschaft hat die Faszination, die von Ägypten ausgeht, längst die Leidenschaft für die Geschichte des alten Israel abgelöst. Die Bibel gilt heute vielen als Buch voller Mythen und Legenden, deren wahrer Kern in der Bedeutungslosigkeit versunken zu sein scheint. Dagegen verkörpern die Inschriften, Reliefs und Grabbeigaben der Pharaonen einen authentischen Einblick in eine geheimnisvolle Zeit.


Die Cheops-Pyramide ist fast 140 Meter hoch und damit die höchste Pyramide der Welt. Sie gehört mit den anderen beiden Pyramiden von Gizeh zu den Sieben Weltwundern der Antike.

Dabei ist es gerade Ägypten, das eng mit den Ereignissen der Bibel verbunden ist, und bei genauem Hinsehen untermauern die Forschungsergebnisse durchaus die Zuverlässigkeit der biblischen Schreiber.

In der Bibel begegnet uns das Reich am Nil, als Abraham mit seiner Frau Sara – die er als seine Schwester ausgibt – während einer Hungersnot nach Ägypten flieht. Viel erfährt man nicht über das Land, nur dass der Pharao ein mächtiger Mann gewesen sein muss: Er schenkte Abraham Schafe, Kühe, Esel, Kamele und Sklaven (vgl. 1. Mose 12,16). Die Hungersnot konnte Ägypten – dem traditionellen Kornspeicher der Antike – scheinbar nichts anhaben.

Abrahams Schwester

Abraham gibt zweimal seine Frau Sara als seine Schwester aus: in Ägypten (vgl. 1. Mose 12,13) und bei Abimelech (vgl. 1. Mose 20,2). Er hat damit zwar die Wahrheit – dass sie seine Frau ist – verschwiegen, aber offenbar keine Lüge erzählt. Vor Abimelech rechtfertigt er sich: »Übrigens ist sie tatsächlich meine Schwester. Wir haben beide denselben Vater, aber verschiedene Mütter, und ich habe sie geheiratet« (1. Mose 20,12). Erst in den Gesetzen Moses hat Gott die Heirat einer Schwester verboten (vgl. 3. Mose 18,9).

Als Josef von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft wird, ernennt ihn der Pharao schon bald zu seinem Stellvertreter – eine steile Karriere. Wieder herrschte im Vorderen Orient eine Hungersnot und Josef versorgte sowohl Ägypten als auch Israel mit Nahrung. Mehrere Hundert Jahre biblischer Geschichte spielen sich nun im Land der Pyramiden ab. Josefs Brüder und sein Vater Jakob lassen sich später ebenfalls im Nildelta nieder und aus den zwölf Brüdern entstehen die zwölf Stämme Israels. Ein Volk, dessen Größe mehrere Generationen später zur potenziellen Bedrohung für den damaligen Pharao wird: Er lässt die Hebräer versklaven und schließlich sogar ihre Kinder ermorden.

Doch eines dieser Kinder entkommt in einem Schilfkorb, wächst am ägyptischen Hof auf und wird zum Befreier der Israeliten aus der Sklaverei: Mose.

Was folgt, ist bekannt: die zehn Plagen, die Flucht durch das Schilfmeer, vierzig Jahre in der Wüste, die Gebote am Sinai, schließlich die Eroberung des verheißenen Landes Kanaan (vgl. 2. Mose).

Später hört man immer wieder von Ägypten: In den politischen Verflechtungen der Reiche im Vorderen Orient hat das Land eine wichtige Rolle gespielt.

925 v. Chr. unterjochte Pharao Schischak die Könige von Israel und Juda. Jahrhunderte später suchten Israels Könige vergeblich die Unterstützung Ägyptens gegen die Assyrer und die Babylonier.

Nachdem das selbstbewusste Großreich der Pharaonen schon längst im Römischen Reich aufgegangen war, tauchte es im Neuen Testament noch einmal auf: Maria und Josef flohen mit dem kleinen Jesus vor den Gräueltaten des Königs Herodes – wieder einmal griff ein besessener Herrscher aus nackter Angst um seine Macht zu einem schrecklichen Mittel: dem massenhaften Mord an kleinen Kindern (vgl. Matthäus 2,13–18)!

Der heutige Staat Ägypten bedeckt eine Fläche von einer Million Quadratkilometern, allerdings sind davon nur fünf Prozent dicht besiedeltes Kulturland im Niltal und im Nildelta; der Rest ist Wüste. Das Land hat 77,5 Millionen Einwohner und grenzt an Israel, Libyen und den Sudan sowie an das Mittelmeer und das Rote Meer. Die Hauptstadt Ägyptens ist Kairo.

Probleme mit der Chronologie

»Das Alte Testament ist als historische Quelle ohne jeden Wert.« Zu diesem Schluss sind viele Wissenschaftler und auch Theologen heute gekommen, weil sich scheinbar zu weniges von dem, was in der Bibel überliefert ist, archäologisch belegen lässt.

Im 19. Jahrhundert war die Sichtweise grundlegend anders: Das einzige Ziel der Forscher im alten Ägypten war, die Ereignisse der Heiligen Schrift zu bestätigen. Ob Engländer, Franzosen, Deutsche oder sogar der Vatikan – das wichtigste Motiv für die oft waghalsigen Expeditionen in den Orient war, archäologische Beweise für die Glaubwürdigkeit der Bibel zu finden.

Und nun, nach fast 200 Jahren Forschung: kaum Belege für die frühe biblische Überlieferung, dafür jede Menge Widersprüche, die durch die Archäologie zum Vorschein gekommen sind?

Die in der Bibel beschriebene Pracht der Königreiche Davids und Salomos, die gewaltsame Einnahme Jerichos und weiterer kanaanitischer Städte durch Josua – es scheint für grundlegende Geschehnisse biblischer Geschichte keine wissenschaftlichen Belege zu geben!

Genaue Zeitangaben zu alttestamentlichen Ereignissen zu machen, ist schwierig, wenn man den Angaben der Bibel selbst nicht vertrauen will. Die zeitliche Einordnung wurde – vereinfacht dargestellt – auf folgende Art und Weise vorgenommen:

Aus der Zeit Davids, Salomos und der noch früheren Geschichte Israels konnten bisher keine Inschriften gefunden werden, die zur klaren chronologischen Bestimmung verwendet werden können. Daher bestimmt man die archäologischen Grabungsschichten unter anderem nach bestimmten Keramikfunden, Amuletten und anderen Funden, die für eine Epoche typisch sind. Werden solche Gegenstände zum Beispiel in Ägypten wiedergefunden und lassen sie sich eindeutig einem Pharao zuordnen, kann die Chronologie Israels mit der Ägyptens an solchen Stellen synchronisiert werden.

Genaue Datumsangaben, die man aufgrund astronomischer Berechnungen oder gut bezeugter geschichtlicher Ereignisse zu wissen glaubt, erlauben zusammen mit den Regierungszeiten von Pharaonen, die man von einigen Königslisten her kennt, die Bestimmung von Jahreszahlen. Hinweise in der Geschichte des alten Ägypten auf vermutliche Zusammenhänge mit der Bibel legen die Einordnung in eine bestimmte archäologische Epoche nahe. So nehmen heute viele Archäologen an, dass Israel zur Zeit von Pharao Ramses II. aus Ägypten ausgezogen ist. Für ihn wurde die Stadt »Ramses« gebaut, so spekuliert man, ohne dafür konkrete Belege aus jener Zeit zu haben.

Vierzig Jahre später müssten die Israeliten in Kanaan angekommen sein. Da man aber in den vermuteten Schichten aus dem Ende der Späten Bronzezeit um 1200 v. Chr. keine Spuren einer gewaltsamen Eroberung finden konnte, wie sie in der Bibel beschrieben ist, geht man davon aus, dass das Gelobte Land friedlich und schleichend in Besitz genommen wurde. Die Glaubwürdigkeit der Bibel ist somit für viele Forscher infrage gestellt, bis hin zu der Feststellung des Archäologen Israel Finkelstein: »Den Auszug aus Ägypten, die Einnahme Kanaans, das Großreich unter König David und den Tempelbau in Jerusalem unter König Salomon gab es ebenso wenig wie die Posaunen vor Jericho. Jerusalem unter David und Salomon war ein größeres Dorf – sicher ohne zentralen Tempel und großen Palast.«

Doch dank der Untersuchungen mehrerer Forscher, die die Bibel ernst nehmen wollen, wie zum Beispiel John Bimson, Peter van der Veen, Uwe Zerbst und David Rohl, macht sich ein Verdacht breit: Die Archäologen haben zwar an den richtigen Plätzen nach Belegen für die Erzählungen der Bibel gesucht – aber in den falschen Epochen. Neue Überlegungen zur Chronologie Ägyptens liefern überraschende Erkenntnisse, und die Spurensuche unter der Voraussetzung einer alternativen Datierung bringt uns den Menschen der Bibel und ihren Erlebnissen einen entscheidenden Schritt näher. So glaubt der Ägyptologe David Rohl sogar, eine Statue des Großwesirs Josef gefunden zu haben.

Folgt man diesen neuen Überlegungen, verschiebt sich die Zuordnung der ägyptischen zur israelitischen Zeitrechnung um über 200 oder gar 350 Jahre. Plötzlich passen mehrere archäologische Befunde erstaunlich gut zur biblischen Überlieferung. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet in den Büchern »Biblische Archäologie am Scheideweg?« und »Keine Posaunen vor Jericho?« (siehe Anhang) die ganze wissenschaftliche Bandbreite der Diskussion.

Die traditionelle Chronologie des Alten Ägypten teilt die Geschichte in drei Reiche auf, die weiter unterteilt sind. Insgesamt kennt sie 31 Herrscher-Dynastien. Es gibt aber auch Abweichungen in den Einteilungen und Zeitangaben, die kleine Details betreffen. Die folgende Aufstellung ist dem »dtv-Atlas Weltgeschichte« und dem Buch »Lexikon der Pharaonen« von Thomas Schneider entnommen:

DIE GESCHICHTE ÄGYPTENS

  • 1. und 2. Dynastie von ca. 3000 bis 2850 v. Chr.
  • Thinitenzeit (Isolierung anderen Völkern gegenüber, Bau von Königsgräbern)
  • Altes Reich und Erste Zwischenzeit von 2850 bis ca. 2000 v. Chr.
  • Pyramidenzeit (Bau von Pyramiden und Heiligtümern)
  • Erste Zwischenzeit (Einheit des Staates zerfällt)
  • Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit von ca. 2000 bis 1540 v. Chr.
  • 12. Dynastie (Bau großer Tempelanlagen, größte Ausdehnung und Glanzzeit des Reiches)
  • Zweite Zwischenzeit (Innenpolitische Wirren und Einfall der Hyksos-Fremdherrscher)
  • Neues Reich und Dritte Zwischenzeit von 1540 bis 715 v. Chr.
  • Große Machtentfaltung unter Ahmose, Amenophis I. und Thutmosis I. sowie Königin Hatschepsut.
  • Größte Ausdehnung des Neuen Reiches unter Thutmosis III. (1480 bis 1448 v. Chr.)
  • Amenophis IV., Nofretete, Tut-Ench-Amun und Echnaton regieren im 14. vorchristlichen Jahrhundert
  • Ramses II., der als Zeitgenosse des biblischen Mose gilt
  • Während des Neuen Reiches werden riesige Tempelbauten errichtet, z. B. in Karnak und Luxor, auch die Kunst bringt Erstaunliches hervor, wie die Köpfe Echnatons und der Nofretete.
  • Dritte Zwischenzeit (1070 bis 715 v. Chr.)
  • Libysche Fremdherrschaft, geteiltes Ägypten
  • Die Spätzeit von 715 bis 332 v. Chr.
  • Fremdherrschaft durch Äthiopier, Assyrer. Im 7. Jahrhundert kann sich Ägypten noch einmal befreien und wird Seemacht.
  • 525 wird Ägypten zur persischen Provinz und 332 v. Chr. erobert schließlich Alexander der Große das Land.

Peter van der Veen und Uwe Zerbst liefern in ihrem Buch »Biblische Archäologie am Scheideweg?«, wie auch David Rohl in »Pharaonen und Propheten«, viele Belege für wahrscheinliche Fehler in dieser herkömmlichen Chronologie: Zum Beispiel stellen sie fest, dass die Gleichsetzung Scheschonqs I. mit dem biblischen Schischak (1. Könige 11,40) keineswegs gesichert ist. Obwohl der biblische Pharao Schischak Jerusalem als Hauptziel seiner Militärkampagne wählte, wird die judäische Hauptstadt nirgendwo in den Annalen Scheschonqs erwähnt. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Dritte Zwischenzeit viel kürzer war und in dieser Zeit teilweise mehrere Königshäuser gleichzeitig regierten (zum Beispiel die 21. bis 25. Dynastie).


Pharao Oskoron II. (Mitte): Sein Grab in Tanis weist darauf hin, dass die 21. und 22. Dynastie während eines beträchtlichen Zeitraums gleichzeitig herrschten. Allein diese Erkenntnis verkürzt die Dritte Zwischenzeit um 141 Jahre.

KOORDINATEN: Tanis: 30.9774N, 31.8804E

Falls es nun tatsächlich zutrifft, dass die ägyptische Chronologie »verkürzt« werden muss, so würde daraus eine bessere Verbindung zwischen Archäologie und den biblischen Geschichten der Erzväter bis zu den frühen Königen Israels (ca. 200 bis 900 v. Chr.) erfolgen! Bei Verkürzung um 200 oder mehr Jahre würden sich ganz neue Parallelen ergeben.

Nachdem David Rohl viele Unstimmigkeiten ausgeräumt hat, kommt er zu interessanten Feststellungen:

• Pharao Schischak (925 v. Chr.) ist mit einem ramessidischen Pharao gleichzusetzen, möglicherweise mit Ramses III. (1180 v. Chr. nach
traditioneller Chronologie) oder gar mit Ramses II. (ca. 1180 v. Chr. – traditionell). Beide Pharaonen kämpften gegen Gebiete in Juda und beide trugen den Kurznamen »Sisa«.

• Wenn Salomo (10. Jahrhundert v. Chr.) in der Späten Bronzezeit regierte (1300 bis 1200 v. Chr. nach traditioneller Chronologie) und nicht wie bisher angenommen in der Eisenzeit, so spiegeln archäologische Funde aus dieser Zeit wie Monumentalbauten in Hazor, Megiddo und Jerusalem sowie Elfenbein- und Edelsteinschätze das in der Bibel beschriebene Großreich wider.

• Das biblische Jericho ist gleichzusetzen mit den Überresten der Stadt am Ende der Mittleren Bronzezeit, die durch ein Erdbeben und anschließend durch einen Brand verwüstet wurde und danach mehrere Hundert Jahre lang eine Ruine blieb. Nach der traditionellen Chronologie wurden Spuren der Zerstörung einer befestigten Stadt in der Späten Bronzezeit gesucht, aber nicht gefunden.

• Josef war ein mächtiger ägyptischer Wesir während der 12. Dynastie im Mittleren Reich, der in der Stadt Avaris im Land Goschen gelebt hat und dort begraben wurde.

Hauptsächlich in Avaris siedelten die Israeliten in den folgenden Jahrhunderten. Den Ausgrabungen dieser Stadt wollen wir uns nun zuwenden.

Avaris – Die Heimat der Hebräer

Avaris ist die griechische Bezeichnung einer antiken Stadt im Nildelta. Beim Dorf Tell el-Dab’a gräbt Manfred Bietak vom Österreichischen Archäologischen Institut seit 1966 nach den Ruinen der alten Stadt. Auch im zwei Kilometer nordöstlich liegenden Pi-Ramesse (»Haus des Ramses«) hat sein Grabungsteam maßgebliche Arbeit geleistet.

Die traditionelle Wissenschaft betrachtet Avaris als Siedlung, die sich im Verlaufe der 12. Dynastie im Mittleren Reich zu einer bedeutenden Stadt entwickelt hat. Während der Zweiten Zwischenzeit (um 1648 v. Chr.) hätten die Hyksos Avaris zu ihrer Hauptstadt gemacht. Die Hyksos waren ein semitisches Volk, das Ägypten in dieser Zeit eroberte und Pferde, Streitwagen und Bogen als neue, überlegene Kriegswaffen verwendete.

Nach David Rohls Erkenntnissen, die er über Avaris gewonnen hat, hätte man hier den Palast eines uns bekannten ägyptischen Großwesirs gefunden: Dieser Großwesir hieß Zafenat-Paneach, besser bekannt unter seinem hebräischen Namen Josef! Der Pharao, der zur Zeit Josefs herrschte, ließ seinen Stellvertreter – zu dem er Josef gemacht hatte – mit seiner Familie in einem fruchtbaren Landstrich wohnen: »Das ganze Land steht dir zur Verfügung. Lass deine Familie im besten Teil Ägyptens wohnen – sie können sich in der Provinz Goschen niederlassen« (1. Mose 47,6). Nach David Rohl war dieser Pharao Amenemhet III. und Avaris beherbergte den Palast des biblischen Patriarchen.

Jahrhunderte später, als aus Josef und seinen Brüdern ein großes Volk geworden war, hatten sie sich im ganzen Nildelta ausgebreitet, doch die Provinz Goschen war immer noch das Hauptgebiet der Israeliten. Weitere Ortsbezeichnungen aus der Bibel sind die beiden Vorratsstädte Pitom und Ramses, die sie in Sklavenarbeit bauen mussten. Das schon erwähnte Pi-Ramesse gilt als die in der Bibel erwähnte Vorratsstadt Ramses. Pitom dagegen kann nicht eindeutig zugeordnet werden.

Avaris (A): 30.7954N, 31.8363E – Sichthöhe: etwa 4 Kilometer. Die Städte Avaris (1) und Pi-Ramesse (2) lagen am Ostufer des östlichen Pelusischen Nilarms, in der Nähe des heutigen Städtchens As Sama’inah (3). Heute durchziehen zahlreiche künstlich angelegte Kanäle (4) den Landstrich.

Avaris (B): 30.7875N, 31.8204E – Sichthöhe: etwa 650 Meter. Direkt nördlich des heutigen Dorfes Tell el-Dab‘a (5) erkennt man aus der Luft schön die Grabungsquadrate der Ausgrabungen in Areal A (6). Hier wurden 32 Gräber gefunden. Richtung Westen ist das Grabungshaus (7) zu sehen. Areal F (8), in dem der Ägyptologe Rohl Josefs Palast identifiziert, ist leider schwer zu erkennen, denn es ist inzwischen im Agrarland verschwunden. Avaris (Areal A): 30.7860N, 31.8226E
Avaris (Areal F – »Josefs Palast«): 30.7880N, 31.8173E

Grabungsleiter Professor Manfred Bietak hält übrigens Rohls Thesen für »schlichte Fantasie«. Auch dessen neue Chronologie, die zu vielen Übereinstimmungen mit der Bibel führt, wird von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt. Das hat aber vor allem damit zu tun, dass sie der Überzeugung sind, die fünf Bücher Mose seien in ihrer heute bekannten Form erst Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. entstanden.

Für eine Niederschrift durch Mose selbst im 14. oder 15. Jahrhundert v. Chr. gibt es aber durchaus gute Gründe, zum Beispiel die Übereinstimmung zwischen archäologischen Funden und den Angaben der Bibel sowie die genauen Schilderungen der Lebensverhältnisse zur Zeit der Patriarchen am Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr. Und so spricht nichts dagegen, die Bibel als durchaus glaubwürdige historische Quelle zu betrachten.