Pilgerziel Krisenherd

Gefahrlos virtuell pilgern

Ein Beitrag aus dem Buch »BibleWorld – Google Earth in religionspädagogischen Vermittlungszusammenhängen«.

Das Buch wurde 2011 im Deutschen Wissenschafts-Verlag (DWV) von Dr. Clemens Bohrer herausgegeben, er ist Referent für Neue Medien am Zentrum für Lehrerbildung und Schul- und Unterrichtsforschung der Goethe-Universität Frankfurt und Lehrbeauftragter am Fachbereich Katholische Theologie.

von Timo Roller

26.6.2020, leicht überarbeitete Version

Jedes Jahr pilgern Hunderttausende von Menschen nach Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela. Viele weitere Touristen besuchen biblische Stätten in Israel, Griechenland und der Türkei. Ob Kapernaum, Nazareth, Korinth, Athen oder Ephesus: Scharen von Besuchern reisen zu diesen Sehenswürdigkeiten und bekommen einen Eindruck, in welcher Landschaft, welchem Klima, welcher Umgebung die biblischen Ereignisse stattgefunden haben.

Aber was ist mit so berühmten Orten wie Babylon, Ur, Ninive oder inzwischen auch dem Berg Ararat, Bethlehem und Jericho? Ein Besuch dieser Stätten, die in der Bibel wichtige Rollen spielen, ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Kriege und Konflikte beherrschen die Regionen im Irak, in den Palästinensergebieten und in der Osttürkei. Nur mühsam und mit teilweise hohem Risiko ist es möglich, an die Orte zu reisen, wo die Arche gelandet sein soll, wo Jesus geboren wurde oder Josua mit den Israeliten seinen Fuß ins Heilige Land setzte.

Nun gibt es schon seit einiger Zeit mit Google Earth ein faszinierendes virtuelles Abbild unserer Erde, das auch jene Krisenregionen mit ihren Sehenswürdigkeiten nicht ausspart. Mithilfe dieses Programms und einiger erklärender Informationen ist es heute möglich, zu den im wirklichen Leben nahezu unzugänglichen Orten virtuell zu pilgern.

Vor allem im Hinblick auf Mesopotamien bietet Google Earth überraschende Einsichten, indem es hochauflösendes Bildmaterial von Gegenden zur Verfügung stellt, wo Soldaten die einzigen Besucher großartiger Monumente sind.

Die Zikkurat in Abrahams Heimatstadt Ur, der Palast Nebukadnezars und die Fundamente des sagenhaften Turms in Babylon, der Berg Ararat in 3D, Bethlehem, Jerusalem: Eine virtuelle Reise zu diesen faszinierenden Stätten dauert nicht lange, ist so gut wie umsonst und gibt dem Verständnis der biblischen Berichte eine völlig neue Dimension.

Ich möchte Sie nun auf den folgenden Seiten auf eine Entdeckungsreise mitnehmen zu den unbekannteren Orten der Bibel, zu den Orten, an die Sie voraussichtlich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten nicht werden reisen können oder wollen, wenn Sie nicht zu den ganz wagemutigen Zeitgenossen gehören. Jerusalem, die Heilige Stadt, mit der ich abschließen möchte, ist hier natürlich ausgenommen. Obwohl der Tempelberg wohl der Platz ist, wo sich die Spannung des Nahostkonflikts ganz besonders konzentriert, ist die Hauptstadt Israels allemal eine Reise wert und diese ist auch relativ gefahrlos möglich!

Babylon

Nach dem 1. Buch Mose wurde Babel von Nimrod gegründet, vielleicht war er der Initiator des Turmbaus und lehnte sich auf diese Weise gegen Gott auf. Jahrhunderte später herrschte der berühmte Nebukadnezar II. über Babylon. Unter ihm eroberten die Babylonier 587 v. Chr. Jerusalem, zerstörten den Tempel Gottes und führten die Juden ins Exil. Zuletzt baute Saddam Hussein Paläste in Babylon, das 80 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad liegt. Er wollte sich gerne einreihen in die historische Linie der mächtigen Herrscher Babels.

Während des Irakkriegs im Jahr 2003 haben die Invasionstruppen der USA und Polens sich der uralten Stadt bemächtigt. Sie wollten die archäologischen Stätten vor Plünderern schützen, aber gefährden mit ihren Kampfhubschraubern, die bis heute dort stationiert sind, den geschichtsträchtigen Ort selbst wohl mehr, als vielen Wissenschaftlern lieb ist.

Geben Sie nun die ersten Koordinaten ein und beginnen Sie an dieser Stelle Ihre Pilgerreise mit Google Earth, denn ein wirklicher Besuch in Babylon wird Touristen wohl noch auf lange Zeit verwehrt bleiben!

Wenn Sie Babylon aus der Luft beobachten, sehen Sie die Geschichte von über vier Jahrtausenden vor sich ausgebreitet. Bei Eingabe des Koordinatenpaares »32.5362N, 44.4207E« in die Suchzeile von Google Earth, zoomt das Programm in das Zentrum Babylons, auffallend ist an dieser Stelle ein Quadrat: Hier sehen Sie die Reste der Zikkurat von Etemenanki (sumerisch für »Haus des Himmelsfundaments«). Es handelt sich um den in der Bibel erwähnten Turm zu Babel!

Die ersten archäologischen Ausgrabungen in Babylon fanden 1899 statt. Der Turm ist nach biblischer Zeitrechnung in der Zeit zwischen Sintflut und Abraham gebaut worden – also im späten 4. oder im 3. Jahrtausend vor Christus. Wenn man diese Angaben mit der mesopotamischen Geschichtsschreibung vergleicht, findet man bei König Sargon I. den Hinweis auf einen heiligen Ort in Babel, das er irgendwann zwischen 2300 und 2100 v. Chr. eroberte. Um 2050 v. Chr. wird konkret ein Turm in Babylon erwähnt. Ungenauigkeiten in der Zeitangabe solch früher Epochen lassen sich nicht vermeiden. Deshalb sind Abweichungen von mehreren hundert Jahren möglich und sprechen nicht unbedingt gegen eine sachliche Übereinstimmung.

Hammurabi baute den Turm um 1700 v. Chr. wieder auf, Nebukadnezar hat ihn im 6. Jahrhundert v. Chr. renoviert und erweitert. Aus der hellenistischen Zeit (229 v. Chr.) stammt eine Auflistung der Maße des Etemenanki: Demnach hatte er tatsächlich sieben Stockwerke und war jeweils 90 Meter breit, lang und hoch, wie man mit dem Messwerkzeug von Google Earth nachprüfen kann.

Ein Modell des Turmes zu Babel steht im Pergamonmuseum in Berlin. Der echte Turm wurde schon in vorchristlicher Zeit zerstört und es sind nur noch die Fundamente übrig – aus der Luft deutlich zu erkennen. Das Grundwasser ist in ihnen an die Oberfläche getreten.

Eine weitere virtuelle Sehenswürdigkeiten in Babylon ist die Südburg Nebukadnezars: Sie befindet sich 600 Meter nördlich des Turms. In den Jahren 1900 bis 1906 wurde der gewaltige Komplex freigelegt, dessen Hauptzugang im Osten liegt, zur Prozessionsstraße hin. Fünf Innenhöfe breiten sich in dem 300 Meter langen Palast aus. Über den mittleren Innenhof erreicht man den ausladenden Thronsaal – darin ist auf der Südseite die Nische zu sehen, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit Nebukadnezars Thron stand.

Robert Koldewey hat bei seinen Ausgrabungen Keilschrifttafeln gefunden. Erwähnt wird darauf der aus der Bibel bekannte König Jojachin, der in babylonischer Gefangenschaft begnadigt wurde und Gast war »am Tisch des Königs« (vgl. Jeremia 52,33). Saddam Hussein hat auf den Ruinen der Südburg den Palast neu errichtet – und stellte sich damit in die Herrscherlinie Nebukadnezars. 1982 begannen seine Arbeiter, den Palast mit seinen 600 Räumen zu rekonstruieren – allerdings nicht im Sinne der Archäologen. Über die ursprünglichen Ziegelsteine, die knapp einen Meter aus dem Boden ragten und Inschriften zur Ehre Nebukadnezars II. trugen, erbaute Hussein mit 60 Millionen Steinen den Palast zu seiner eigenen Ehre wieder auf: »In der Ära Saddam Husseins, dem Beschützer des Irak, der Babylon neu erbaut.« Viele der neuen Steine begannen aber schon nach zehn Jahren auseinanderzubrechen!

Das Ischtar-Tor aus der Zeit Nebukadnezars II. wurde im Pergamonmuseum in Berlin rekonstruiert.

Durch die Gestalt der Oberfläche war der Verlauf der Stadtmauer Babylons weitgehend bekannt, doch ihre mächtige Struktur wurde erst durch die Grabungen im Jahr 1904 ersichtlich: Der doppelte Mauerring um die Innenstadt bestand aus einer 3,25 Meter dicken äußeren und einer 6,50 Meter dicken inneren Mauer. Die äußere Stadtmauer war fast 5 Kilometer lang und bestand aus einer dreifachen Sicherung: ein Wassergraben, der mit einer Böschungsmauer gesichert war, eine 8 Meter starke Mauer aus gebrannten und im Abstand von 12 Metern noch eine 7 Meter starke Mauer aus Lehmziegeln. Es wird vermutet, dass dieser Abstand noch bis zur Höhe der Mauern aufgefüllt war und die gesamte Wehranlage somit fast 27 Meter dick war – eine uneinnehmbare Festung! Das rekonstruierte Marduk-Tor (32.5418N, 44.4343E) ist gut erkennbar.

Um das echte Ischtar-Tor zu besichtigen, müssen Sie nicht in den Irak reisen – es steht im Pergamonmuseum in Berlin. Doch ursprünglich – bis zu dem Zeitpunkt, als es Robert Koldewey in die deutsche Hauptstadt brachte – stand die Ruine des Tors in Babylon. Nach dem Vorbild, wie das Ischtar-Tor in Berlin restauriert wurde, baute Saddam Hussein an der Originalstätte (32.5434N, 44.4222E) ein neues auf. Wenige Meter östlich der Prozessionsstraße sind sieben Kampfhubschrauber der alliierten Streitkräfte zu sehen (32.5440N, 44.4247E) – sehr zum Leidwesen aller Archäologen.

Ur

Das Ur, das heute gewöhnlich mit der Heimat Abrahams gleichgesetzt wird, liegt etwa 120 Kilometer westlich der Mündung des Euphrat und des Tigris in den Zusammenfluss Schatt al-Arab, der bei Basra in den Persischen Golf mündet.

Aus archäologischer Sicht ist die Geschichte der Stadt Ur tragisch: Noch Mitte des 19. Jahrhunderts stand hier eine vollständig erhaltene Zikkurat (30.9627N, 46.1032E), die seit undenklichen Zeiten als Tell al-Muqayyar bekannt war – der Stufenhügel. Dieser Turm war eine Kultstätte für den Mondgott Nannar und war noch im ursprünglichen Zustand. Die Zikkurat zu Ur ist kleiner als der Turm von Babel, die Grundfläche misst 55 mal 40 Meter.

Die Reste der Zikkurat von Ur: auch heute noch ein imposantes Bauwerk. Foto: Lasse Jensen (Wikipedia).

1854 kam eine britische Karawane unter Führung des Konsuls in Basra, J. E. Taylor, nach Ur, um nach Schätzen für das Britische Museum in London zu suchen. Er ließ den Stufenturm von oben her abtragen und fand schließlich einige Tonzylinder mit Inschriften, die jedoch in jener Zeit angesichts überwältigender Funde in Nord-Mesopotamien (z.B. in Ninive) verblassten. So gaben die Briten ihre Anstrengungen auf und erst 75 Jahre später entdeckten andere die unermesslichen Schätze der Chaldäerstadt. Unterdessen bedienten sich Araber an dem kostenlosen Baumaterial und beluden ihre Lasttiere mit Ziegeln der alten Zikkurat.

Erst 1922 kam eine neue Expedition um den bekannten Archäologen C. Leonard Woolley nach Ur und begann mit systematischen Ausgrabungen auf den Tells, den alten Siedlungshügeln. Er grub sechs Winterhalbjahre lang und entschlüsselte die Ereignisse der menschlichen Frühgeschichte.

C. Leonard Woolley und seine Helfer förderten einen heiligen Bezirk mit den Resten von fünf Tempeln zutage, die die einst von König Ur-Nammu erbaute Zikkurat im Halbkreis umgaben. Die Ausgräber fanden einen reichen Schatz an Lehmtäfelchen, die Steuerquittungen und weiteren Schriftverkehr enthielten. So gab die Entzifferung dieser schriftlichen Zeugnisse viele Geheimnisse der antiken sumerischen Kultur preis. Auch Königsgräber wurden gefunden, die weitere Einblicke in die frühe Kultur Urs gaben.

Südlich der Zikkurat gruben die Archäologen Privathäuser aus, die zuvor in Babylon gefundene Wohnungen bescheiden aussehen ließen: Die Einwohner von Ur lebten in mehrstöckigen, prächtigen Villen. Eine dieser Villen (30.9595N, 46.1073E) wurde restauriert und als »Terachs und Abrahams Wohnhaus« den – spärlichen –Besuchern gezeigt.

Ninive

Eine der wichtigsten Städte Assyriens – zuletzt sogar Hauptstadt – war Ninive. Die Stadt wird in der Bibel mehrmals erwähnt: Als König Sanherib gegen Juda und Jerusalem in den Krieg zog (vgl. 2. Könige 18,13) sowie in den Gerichtsankündigungen der Propheten Jona, Nahum und Zefanja.

Die Geschichte Jonas ist Bibelkundigen bekannt: Etwa um 770 v. Chr. wurde der Prophet von Gott beauftragt, Ninive den baldigen Untergang vorherzusagen, sollten die Bewohner nicht ihre Bosheit (Jona 1,2) bereuen. Letztlich haben die Einwohner Ninives tatsächlich auf die Worte Gottes gehört und so wurden 120.000 Menschen vor dem Untergang verschont.

150 Jahre später war es Nahum, der erneute Prophezeiungen gegen Ninive aussprach. Nach der Zerstörung durch die Meder und Babylonier im Jahr 612 v. Chr. wurde die Stadt nie wieder aufgebaut und verschwand bis ins 19. Jahrhundert im Dunkel der Geschichte.

Der französische Konsulatsagent Paul-Emile Botta suchte 1840 gegenüber Mosul, am jenseitigen Ufer des Tigris, nach den Ruinen von Ninive, das manche Forscher dort vermuteten. Doch er fand: nichts! 1845 begann der Brite Henry Layard, die abgebrochene Ausgrabung gegenüber Mosul fortzusetzen, und fand schon beim ersten Spatenstich auf dem Tell Kujundschik Überreste der gewaltigen Paläste von Ninive.

Als die Paläste von Assurbanipal (36.3613N, 43.1524E) und Sanherib (36.3573N, 43.1507E) gefunden wurden, kannte die Begeisterung keine Grenzen und in Europa begannen Wissenschaft und Bevölkerung, sich für die Ausgrabungen der aus der Bibel bekannten Stätten zu interessieren. Ein Wettlauf um die besten Funde begann. Wie damals üblich, wurden die Funde nach Europa geschafft: von den Engländern ins Britische Museum nach London; die Franzosen brachten ihre Schätze in den Pariser Louvre.

Ninive schenkte den Archäologen die größte Urkundensammlung der Antike: 22.000 Keilschrifttafeln aus dem Palastarchiv Assurbanipals wanderten ins Britische Museum, darunter das Gilgamesch-Epos.

In den Annalen der Stadt werden viele aus der Bibel bekannte Herrscher und Ereignisse erwähnt, darunter die Schlacht von Lachisch. Sanherib ließ die Eroberung der judäischen Stadt (vgl. 2. Könige 18,13ff) auf einem großen Relief bildlich festhalten.

Viele weitere Reliefplatten, die in den Königspalästen gefunden wurden, lassen die Archäologen heute ein eindrückliches und lebendiges Bild vom Leben der Assyrer nachzeichnen.

Die Ruinen von Ninive liegen gegenüber der Stadt Mosul am linken Ufer des Tigris. Mosul ist mit 1,7 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt des Irak und liegt 350 Kilometer nördlich von Bagdad.

Das Nergal-Tor (36.3712N, 43.1480E) ist das am besten erhaltene der ehemals 15 Tore, die den Zugang zur Stadt gewährten. Das amerikanische Militär half der irakischen Antiquitätenverwaltung, dieses Tor nach dem Irakkrieg 2003 zu restaurieren. Es enthält heute ein kleines Museum, in dem Modelle assyrischer Städte ausgestellt sind.

Wer Ninive mit dem Lineal in Google Earth ausmisst, wird feststellen, dass die gemessenen maximal fünf Kilometer Ausdehnung den in Jona 3,3-4 angegebenen drei Tagesreisen offensichtlich widersprechen. Des Rätsels Lösung ist: In 1. Mose 10,12 wird der Ausdruck »die große Stadt« für vier Städte gebraucht: Ninive, Rehobot-Ir, Kelach und Resen. Der Gesamtumfang dieser vier Zentren des wahrscheinlich im Buch Jona gemeinten »Ninive-Bezirks« beträgt in der Tat knapp hundert Kilometer, was drei Tagesreisen entsprechen würde.

Ararat

Wo Noah seine Arche gebaut hat, wissen wir nicht. Doch für das Ende der Sintflut nennt uns die Bibel einen Ort, an dem die acht Überlebenden in ihrem »Kasten von Tannenholz« gelandet sind: auf dem Gebirge Ararat.

Der Ararat türmt sich mächtig im Grenzgebiet zwischen der Türkei, Armenien und dem Iran empor. Der Große Ararat – ein erloschener Vulkan – ist 5137 Meter hoch. Sein türkischer Name Agri Dagi bedeutet »Schmerzensberg«. Der Ararat wurde 1829 von J. J. Friedrich Parrot aus Estland erstmals bestiegen. Immer wieder war und ist der Ararat das Ziel abenteuerlicher Expeditionen auf der Suche nach Resten der Arche Noah. Bibelforscher hoffen, dass sich im Gletschereis nach Tausenden von Jahren noch Reste des Schiffes befinden. Falls Google Earth eines Tages hochauflösende Bilder des Berges Ararat ins Netz stellen sollte, kann man vielleicht selbst die Arche entdecken!

Der Gipfel des Ararat ist von ewigem Eis bedeckt.

Berg Cudi

Der Koran nennt als Landeplatz der Arche den Berg Cudi (37.3670N, 42.4951E). Der Berg Nisir aus dem Gilgamesch-Epos scheint auch eher auf diesen Berg hinzuweisen: Werner Keller schrieb in seinem Standardwerk »Und die Bibel hat doch recht«: »Altbabylonische Keilschrifttexte beschreiben sehr genau, wo der Berg Nisir zu suchen ist: Zwischen dem Tigris und dem Unteren Zab-Fluss, wo die wildzerklüfteten Gebirgsketten Kurdistans jäh aus den flachen Uferlanden des Tigris aufsteigen.« Er geht von einer nur lokalen Flutkatastrophe im flachen Zweistromland aus und folgert: »Eine Flutwelle vom Persischen Golf musste ein Schiff von hier [von der Heimat des babylonischen Noahs Utnapischtim] genau zum Kurdistan-Gebirge verschlagen!« Und der erste Berg nördlich des Tigris ist der Berg Cudi.

Auf dem Gipfel des Berges befindet sich ein uraltes Kloster und weit zurückreichende lokale Traditionen feiern die Landung Noahs an dieser Stelle. Mithilfe von Google Earth, das seit Ende 2007 hochauflösende Bilder des Berges Cudi zeigt, habe ich mich auf die Suche nach Spuren der biblischen Geschichte gemacht. Zwar habe ich die Arche nicht gefunden, aber doch Übereinstimmungen alter und neuer Fotografien mit den Gegebenheiten vor Ort. Unter www.bible-earth.net führe ich aus, warum ich der Meinung bin, dass der Cudi eher als der Ararat der Berg der biblischen Überlieferung ist. Der Berg Cudi liegt etwa 320 Kilometer südwestlich des Ararat, er ist mit 2089 Metern der höchste Berg der türkischen Provinz Sirnak, die türkischen Streitkräfte liefern sich hier Gefechte mit der kurdischen Untergrund-Organisation PKK. Daher ist ein Besuch dieses viel versprechenden Ortes nicht möglich, ohne sich in größere Gefahr zu begeben.

[Anmerkung: Seit dieser Beitrag im Jahr 2011 erschienen ist, hat sich im Blick auf meine Forschungen vieles getan. Es war mir 2013 überraschend möglich, die Gegend am Berg Cudi zu besuchen, niemals hätte ich kurz zuvor damit gerechnet, so eine Gelegenheit zu bekommen. 2014 ist mein Buch »Das Rätsel der Arche Noah« erschienen, das meine Forschungsergebnisse präsentiert. Weiterführende Artikel finden Sie auf dieser Website unter der Rubrik »Forschung«.]

Jericho

Jericho gilt als eine der ältesten Städte der Welt: Archäologische Ausgrabungen haben Besiedlungsspuren nachgewiesen, die auf mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt datiert werden. Die Archäologin Kathleen Kenyon fand bei ihren Grabungen auf dem Tell Jericho (31.8710N, 35.4441E) zwischen 1952 und 1958 ein Heiligtum mittelsteinzeitlicher Nomaden.

Spektakulär war der Fund eines Teils der Stadtmauer und des 9 Meter hohen Rundturms einer befestigten Stadt aus der Jungsteinzeit. Insgesamt entdeckte Kenyon 23 Siedlungsschichten auf dem Tell Jericho. Bedeutend im Zusammenhang mit der biblischen Überlieferung ist die Lokalisierung einer Stadtmauer aus dem 2. Jahrtausend vor Christus, die irgendwann zwischen 1580 und 1400 v. Chr. zerstört wurde. Das würde hervorragend zu dem biblischen Bericht von der Einnahme Jerichos durch die Israeliten nach der Wüstenwanderung und der Durchquerung des Jordans passen: »Die Priester bliesen die Hörner. Als die Israeliten das hörten, schrien sie, so laut sie konnten. Da stürzten die Mauern Jerichos zusammen, und die Israeliten drangen geradewegs in die Stadt ein und eroberten sie« (Josua 6,20).

Reste eines Turms aus der Jungsteinzeit.

Das Problem ist nur: Die meisten Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Einnahme Israels im 13. Jahrhundert v. Chr. stattgefunden hat und somit in einer Zeit, in der es keine Spuren einer gewaltsamen Eroberung in Jericho gibt. Daher geht zum Beispiel Israel Finkelstein, Direktor des Archäologischen Instituts der Universität von Tel Aviv und Buchautor, davon aus, dass der biblische Bericht ohne jede historische Grundlage ist.

Allerdings fanden andere Archäologen Hinweise auf Fehler in den Chronologien der alten vorderasiatischen Völker und vermuten, dass Jericho nicht am Ende der Späten Bronzezeit eingenommen wurde, sondern schon gegen Ende der Mittleren Bronzezeit. Daraus würde sich eine Eroberung Jerichos bereits im 15. Jahrhundert v. Chr. ergeben, was den biblischen Aussagen viel besser entspricht.

Bethlehem

Der Geburtsort Jesu liegt 8 Kilometer südwestlich von Jerusalem im judäischen Bergland. Auch David hat hier rund tausend Jahre vor Christus das Licht der Welt erblickt und vor seiner Berufung durch den Propheten Samuel als Hirte die Schafe gehütet – eine interessante Verbindung zu den Hirten Bethlehems in der Weihnachtsgeschichte. Der Hirte David wurde zum König gesalbt, ein Jahrtausend später bezeichnete sich der in Bethlehem geborene König als »der gute Hirte« (vgl. Johannes 10,11).

Jakobs Frau Rahel wurde in der Nähe der Stadt begraben (1. Mose 35,19), nachdem sie bei der Geburt ihres Sohnes Benjamin gestorben war; Rut und Noomi zogen hierher in Noomis Heimat zurück (Rut 1,19). Und auch die Frau des namenlosen Leviten, die von einigen Männern in Gibea bestialisch ermordet wurde, stammte aus Bethlehem (Richter 19).

Aus der Weihnachtsgeschichte ist die Erzählung um Christi Geburt bekannt: Josef und seine Verlobte Maria, die hochschwanger war, reisten von Nazareth nach Bethlehem. Sie fanden Unterkunft in einem Stall und Maria brachte den Erlöser Jesus Christus zur Welt. Hirten und Weise aus dem Morgenland besuchten das Kind. Aus Angst vor einem heranwachsenden Konkurrenten ließ König Herodes in Bethlehem kleine Kinder umbringen, zuvor konnte sich die Heilige Familie jedoch in Sicherheit bringen.

Heute gehört Bethlehem zum palästinensischen Autonomiegebiet, der christliche Bevölkerungsanteil wird immer geringer. Touristen und Pilger sind aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse und der schwierigen Einreisebedingungen immer seltener anzutreffen. Aus der Perspektive von oben fällt die kreuzförmige Bauweise der Geburtskirche (31.7043N, 35.2073E) ins Auge.

Rahels Grab (31.7203N, 35.2026E) weiter im Norden ist ein wichtiges Heiligtum für das Judentum. Zu dem Kuppelbau, der aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt, pilgern vor allem jüdische Frauen, die keine Kinder bekommen können. Durch eine Sicherheitsbarriere ist das Grab vom palästinensischen Bethlehem abgegrenzt und wird vom israelischen Militär bewacht.

Hebron

30 Kilometer südlich von Jerusalem in 935 Metern Höhe im judäischen Bergland liegt Hebron. Seit der Kanaaniterzeit ist die Stadt durchgehend bewohnt. 120.000 Palästinenser wohnen hier, dazu 600 jüdische Siedler, die in einzelnen Häusern leben – von der israelischen Armee schwer bewacht. Außerdem grenzt die Siedlung Kirjat-Arba an, in der weitere 7000 Juden leben.

Ein großes Konfliktpotenzial der Stadt Hebron konzentriert sich an einer heiligen Stätte, die von Juden und Muslimen verehrt wird: Die Höhle Machpela (31.5248N, 35.1108E) ist der Ort, an dem Abraham seine Frau Sara begraben hat (1. Mose 23,19–20). Später wurden auch Abraham selbst, sein Sohn Isaak mit Rebekka sowie Jakob mit Lea hier beerdigt. Nach dem Tod Sauls wurde der dreißigjährige David in Hebron zum König von Juda gesalbt und regierte von hier aus sieben Jahre lang, bevor er Jerusalem einnahm und zur Hauptstadt machte.

Herodes der Große baute die Stadt unter römischer Herrschaft aus und errichtete den großen Bau über der Höhle Machpela, der bis heute erhalten ist. Im 6. Jahrhundert baute Kaiser Justinian I. eine Kirche über dem Grab, die später in den Haram el-Khalil, das Heiligtum des Freundes, umgewandelt wurde – ebenfalls bekannt als Abraham-Moschee.

Erstmals nach 700 Jahren bekamen die Juden nach dem Sechstagekrieg wieder Zugang zum Heiligtum; die israelische Armee gewährleistet heute, dass Moslems und Juden das Grab der Erzväter besuchen können.

Sichem

Inmitten der palästinensischen Großstadt Nablus mit ihren 100.000 Einwohnern liegt die Ausgrabungsstätte des aus dem Alten Testament bekannten Sichem.

Bei den Ausgrabungen des alten Stadtkerns (32.2136N, 35.2820E) mit seinem heiligen Bezirk stieß ab 1913 der Bibelwissenschaftler Ernst Sellin auf eine gewaltige – wahrscheinlich israelitische – Befestigungsmauer und Überreste eines großen Tempels: Hier handelte es sich sicherlich um den Tempel des Baal-Berit, den die Israeliten in der Richterzeit anbeteten, als sie nach dem Tod Gideons dem Götzendienst verfielen.

Es ist gut möglich, dass an dieser Stelle zuvor die Stiftshütte gestanden hatte, und zwar dort, wo Abraham Jahrhunderte zuvor nach Kanaan zur Eiche More in der Nähe von Sichem kam (1. Mose 12,6). Sellin entdeckte auch einen zwei Meter großen weißen Stein im Innenhof des Tempels, den er wieder aufstellen ließ, weil er ihn für den erwähnten Bundesstein Josuas hielt. Die herkömmliche Datierung ergab jedoch für Sellins Funde eine zu frühe Epoche und so fiel er aufgrund seiner biblischen Interpretation in Ungnade und wurde entlassen. Aus Sicht einer alternativen Chronologie könnte Ernst Sellin aber doch recht gehabt und in Sichem tatsächlich sehr alte Spuren israelitischer Besiedlung in Kanaan gefunden haben. Noch heute steht der Stein innerhalb dieser Ausgrabungsstätte – jedoch völlig unbeachtet, da er von kaum jemandem mit Josua in Zusammenhang gebracht wird.

Nach dem Zerfall Israels in zwei Königreiche machte Jerobeam I. Sichem zur Hauptstadt des Nordreichs Israel. Wenige Jahrzehnte später wurde es durch Samaria abgelöst und immer unbedeutender. Nördlich von Sichem liegt der Berg Ebal (32.2315N, 35.2728E), gegenüber im Süden der Garizim (32.2015N, 35.2736E).

Silo

Zwischen diesen Hügeln stand einst hundert Jahre land die Stiftshütte.

Vielen Bibellesern mag es nicht geläufig sein, doch spielte Silo in der Vorkönigszeit eine wichtige Rolle. Die jüdischen Siedler sind sehr stolz darauf, an diesem für ihren Glauben wichtigen historischen Ort zu leben – allen Widrigkeiten und politischen Streitereien zum Trotz. Im antiken Silo (32.0558N, 35.2896E) stand die Stiftshütte von 1175 bis 1080 v. Chr., bis die Stadt von den Philistern zerstört wurde. Sie erbeuteten die Bundeslade, brachten sie aber freiwillig zurück, nachdem Gott sie für diesen Raub mit Geschwüren bestraft hatte. Eine moderne Synagoge (32.0517N, 35.2964E) erinnert an das Aussehen der Stiftshütte, wie sie in der Bibel beschrieben ist.

Archäologische Untersuchungen haben Scherben von Opfergefäßen zutage gefördert, die die biblischen Angaben über Silo untermauern: Größere Menschenansammlungen müssen hier einst Opfer gebracht haben. Erst 2006 haben Archäologen in Silo kunstvolle Mosaikfußböden aus byzantinischer Zeit entdeckt.

Jerusalem

Keine andere Stadt wird von so unterschiedlichen Menschen so sehr geliebt und verehrt, keine andere Stadt wurde so oft umkämpft und erobert, keine andere Stadt ist auch heute noch so umstritten wie Jerusalem. Und von keiner anderen Stadt heißt es in der Bibel: »Gott selbst wohnt in den Palästen Jerusalems und beschützt seine Stadt« (Psalm 48,4). Von allen Städten spielt Jerusalem in der Bibel die Hauptrolle! Deshalb soll sie hier zum Abschluss erwähnt werden, obwohl sie eigentlich nicht zu den »unerreichbaren« Stätten gehört. Es lohnt sich, Jerusalem wirklich zu besuchen – allerdings ist die Stadt natürlich auch vom Nahostkonflikt geprägt und immer wieder Schauplatz von grausamen Terroranschlägen.

Jerusalem ist sehr alt. Ausgrabungen im Bereich der Gihonquelle (31.7728N, 35.2367E) förderten eine Ansiedlung aus dem späten 4. bis frühen 3. Jahrtausend v. Chr. zutage.

Abraham begegnete im Land Kanaan Melchisedek, dem Priester-König von Salem (vgl. 1. Mose 14,18) – das war um etwa 2000 v. Chr. Im Buch Josua wird im zehnten Kapitel Adoni-Zedek erwähnt, ein weiterer König von Jerusalem, der gegen Israels Verbündete kämpfte und später von Josua getötet wurde. Die Stadt selbst, die damals auch Jebus genannt wurde, vermochten die Israeliten aber vorerst nicht zu erobern. Erst König David besiegte die Jebusiter: Durch einen unterirdischen Wasserkanal krochen seine Soldaten im Jahr 1004 v. Chr. in die Stadt und so eroberte er Jerusalem und ernannte sie zur Hauptstadt Israels.

David ließ die Bundeslade und die Stiftshütte nach Jerusalem bringen und machte die neue Hauptstadt dadurch auch zum religiösen Zentrum. Er beschloss, anstelle der Stiftshütte einen Tempel zu bauen, doch Gott verwehrte es ihm. So fiel es seinem Sohn Salomo zu, den Tempel Gottes zu bauen und ein großes Reich in Frieden zu regieren. Um 960 v. Chr. wurde der Tempel in Jerusalem eingeweiht.

587 v. Chr. waren die Tage Jerusalems als Hauptstadt des israelitischen Südreichs gezählt. Die Stadt wurde vom babylonischen König Nebukadnezar nach anderthalbjähriger Belagerung erobert und zerstört. Der Tempel ging in Flammen auf und die Bevölkerung Judas wurde ins Exil nach Babylon verschleppt. Unter dem Schriftgelehrten Esra und dem Statthalter Nehemia wurde Jerusalem neu aufgebaut und durch eine mächtige Mauer gesichert.

Nach der Eroberung durch Rom wurde im Jahre 40 v. Chr. Herodes der Große zum römischen Vasallenkönig über die Provinzen Judäa und Galiläa ernannt. Er wählte drei Jahre später Jerusalem zu seinem Regierungssitz und begann 19 v. Chr. den Tempel prunkvoll auszubauen und unter anderem um seinen Wohnsitz, die Burg Antonia, zu erweitern.

Die Jünger Jesu waren vom Anblick des Tempels überwältigt. Jesus dagegen ließ sich von der äußeren Pracht nicht beeindrucken, sondern sagte ihnen, was dem Tempel bevorstand: »Diese prachtvollen Bauten werden so vollständig zerstört werden, dass nicht ein Stein auf dem anderen bleibt« (Markus 13,2). Während des Jüdischen Krieges wurde Jerusalem von den Römern belagert und schließlich 70 n. Chr. erobert und zerstört.

Jerusalem: ein Blick auf Altstadt und Tempelberg.

Die Herren Jerusalems kamen und gingen: Römer, Perser, Moslems, Kreuzritter, Kurden, Mamelucken und schließlich nach 400-jähriger osmanischer Herrschaft 1917 die Engländer.

Seit dem misslungenen Teilungsplan der UNO, der israelischen Unabhängigkeitserklärung und dem unmittelbar folgenden Krieg zwischen Juden und Arabern gehört der Westteil Jerusalems zu Israel. Im Sechstagekrieg 1967 konnte das israelische Militär auch den Ostteil mit der Altstadt und dem Tempelberg von den Jordaniern erobern. Das israelische Parlament erklärte Jerusalem 1980 zur unteilbaren Hauptstadt Israels.

Diese wechselvolle Geschichte hat Spuren in der Stadt hinterlassen, die einen Besuch mit Google Earth sehr lohnenswert machen. Im Folgenden die Koordinaten der wichtigsten Orte:

Der Tempelberg ist der Platz, an dem über Jahrhunderte der jüdische Tempel stand und der somit für die Juden bis heute heilig ist. An der Westmauer des Tempelplateaus, der Klagemauer (31.7768N, 35.2344E), beten sie zu Gott und stecken kleine Zettel mit Gebeten in die Mauerspalten. Wo früher der Tempel stand, steht seit 691 der Felsendom (31.7780N, 35.2354E). In der südwestlichen Ecke des Areals befindet sich die Al-Aqsa-Moschee (31.7760N, 35.2358E).

Als unüberschaubares Gebäude mit einer verwirrenden Anordnung von Kapellen, Nischen, Treppen, Altären und Kuppeln präsentiert sich die Grabeskirche (31.7785N, 35.2295E) in der Jerusalemer Altstadt. Ein christlicher Pilger, der sich hier das Leiden und Sterben Jesu bildhaft vor Augen führen möchte, mag enttäuscht sein und sich durch die zahllosen Kerzen, Lampen, Kultgegenstände und bildlichen Darstellungen in seiner Andacht gestört fühlen. Evangelisch geprägte Pilger werden wohl eher im Gartengrab (31.7844N, 35.2300E) über Kreuzigung und Auferstehung nachdenken können. Dort, wo die Tür einer in Fels gehauenen Grabanlage die Aufschrift trägt: »Er ist nicht hier! Er ist auferstanden!« (Lukas 24,6). Oder wo eine schroffe Felswand an einen Schädel erinnert und tatsächlich die Schädelstätte Golgatha sein könnte. Dort, wo zwischen blühenden Büschen, Blumen und Bäumen in einer ruhigen Oase mitten im lauten Jerusalem das Abendmahl gefeiert werden kann.

Die Davidsstadt südlich des Tempelbergs war das ursprüngliche Jerusalem zur Zeit Davids. Sie war bis in die römische Zeit bewohnt und wurde dann im Mittelalter aufgegeben, als die Stadt ins Innere der heutigen Altstadtmauer verlegt worden war. In jüngster Zeit wurden an freien Stellen Ausgrabungen vorgenommen. Die Ergebnisse sind spektakulär: Eine gewaltige steinerne Stufenkonstruktion (31.7719N, 35.2359E) deutet darauf hin, dass hier die Festung Zion (2. Samuel 5,7) gestanden hatte, die David von den Jebusitern eroberte und zu seinem Palast umbaute. [Ein aktueller Artikel über eigene Forschungen in der Davidstadt finden Sie hier: »Jerusalem: Expedition mit Tunnelblick«]

Am Fuß des Ölbergs liegt der Garten Gethsemane (31.7794N, 35.2398E) mit acht uralten Ölbäumen. Hier wurde Jesus gefangen genommen, die Kirche der Nationen erinnert daran. Sie wurde 1924 an der Stelle errichtet, wo sich schon seit dem 4. Jahrhundert eine Basilika befand, deren Grundriss im Fußboden der modernen Kirche sichtbar ist.

Timo Roller

 

 

Weitere Beiträge im Buch »BibleWorld«:

  • »stpaul.reloaded« von Christopher Campbell
  • »Verwendung von Lernplattformen als Medium im Klassenraum« von Tobias Mieth
  • »Von der Schwierigkeit, eine historische Ortslage zu lokalisieren« von Prof. Dr. Wolfgang Zwickel
  • »Vom Sinn und Zweck der Verortung von biblischen Stätten« von Simone Schnell
  • »Auge Gottes – Palantír – Google Latitude« von Dr. Clemens Bohrer
  • »Google Earth im Religionsunterricht« von Heinz-Jürgen Deuster
  • »BibleWorld: Unterrichtliche Perspektive« von Frank Wenzel
  • »Kreativ im entgrenzten Klassenraum: Mashups mit Google Maps« von Jürgen Pelzer
  • »Einsatz von Geobrowsern im Unterricht – Perspektiven und Konzepte der Evaluation« von Dr. Alexander Tillmann

Anmerkung: Die meisten Beiträge des Bandes sind von der historisch-kritischen Sicht auf die Bibel geprägt. So sieht konkret Frank Wenzel mit Bezug auf mein Buch »Bible Earth« die Gefahr »eines allzu positivistischen Blickes auf die Bibel«. Es werde oft nicht unterschieden »zwischen historischen Orten des Weges Jesu, heilsgeschichtlich intendierten Ortsangaben und den Stätten, die die Tradition verehrt«.

Ich halte die bibelkritische Herangehensweise der modernen Theologie für in vielen Fällen auf falschen Annahmen konstruiert (Misstrauen gegenüber den Texten und die Ausklammerung des Übernatürlichen) und leicht widerlegbar. Der kürzlich verstorbene Professor für Neutestamentliche Theologie Klaus Berger sieht als Ergebnis der biblisch-kritischen Exegese einen Scherbenhaufen (siehe meine Rezension seines Buches »Die Bibelfälscher«).

 

 

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